So unterstützten Sie das Sammeln und Teilen von relevantem Wissen
Wissen fließt dort, wo Menschen miteinander reden, daher kann Kommunikation mit Wissenstransfer gleichgesetzt werden. Dabei hat sich das Paradigma von „Wissen ist Macht“ zu "Wissen teilen ist Macht" gewandelt. Durch das Teilen von Wissen bauen sich Einzelpersonen nämlich einen Expertenstatus zu bestimmten Themen auf. Wie bedeutsam das Thema Wissenstransfer ist, zeigt der in dem Zusammenhang mittlerweile häufig genutzte Hashtag: #SharingIsCaring. Mit welchen Maßnahmen und Lösungsansätzen kann das Sammeln und Teilen von relevantem Wissen also unterstützt werden?
„Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich“
Mit Wissensakkumulation verhält es sich wie mit anderen Tätigkeiten – von nichts kommt nichts. Das bedeutet, dass Wissen nur dann gesammelt und geteilt werden kann, wenn man sich eigens dafür Zeit nimmt bzw. diese einem zugestanden wird. Führungskräfte können etwa durch die Schaffung von Freiräumen einen regen Austausch und Dialog fördern und Zeitfenster für Wissensinitiativen schaffen. Dadurch macht man Nägel mit Köpfen und räumt Wissensaustausch die Priorität ein, die es in einem wettbewerbsorientierten Unternehmen auch verdient. Zeitgleich wird der Ausrede „Ich würde ja gerne Wissensmanagement betreiben, aber leider habe ich keine Zeit dafür“ der Wind aus den Segeln genommen. Heutzutage ist Zeit bei vielen bekanntermaßen Mangelware, aber: Die Erfahrung zeigt, dass man sich für die Sachen, die einem wirklich wichtig sind, Zeit nimmt und dafür unwichtigere Dinge hinten anstellt. Deshalb ist es treffender von einem Mangel an Prioritäten als von einem Mangel an Zeit zu reden. Frei nach dem Motto „Wir haben keine Zeit, den Zaun zu reparieren“ sind wir heute – bildlich gesprochen – zu beschäftigt, die Hühner einzufangen statt die Ursache des Problems zu beheben. Das zeigt, dass man sich der Dringlichkeit von Wissensmanagement zwar bewusst ist, aber JETZT gerade keine Zeit dafür hat. Dieses Phänomen kennt wohl jedes Unternehmen: Zuerst müssen das Projekt gerettet, der neue Mitarbeiter eingearbeitet oder das neue System eingeführt sein – DANN hat man ja endlich Zeit dafür.
Wofür Zeit in einem Unternehmen aufgewendet wird, entscheiden schlussendlich die Führungskräfte. Sie sind auch diejenigen, die bestimmen, wo die Prioritäten liegen. Dabei können sie nicht NICHT kommunizieren, d.h. alles, was Sie sagen und tun, wird genau beobachtet und bewertet. Dazu zählt auch das, was verschwiegen oder nicht getan wird bzw. im Umkehrschluss, was mit Priorität verfolgt wird. Unser Ratschlag lautet daher: Nutzen Sie Ihre Vorbildfunktion, teilen Sie aktiv Wissen und nehmen Sie sich Zeit für den Austausch. So ermuntern Sie auch Ihre Mitarbeitenden, selbst aktiv Wissen zu teilen und sich auszutauschen. Konkret können Sie dazu folgende Maßnahmen setzen:
Priorisieren Sie Wissensaustausch und schaffen Sie dafür Freiräume
Planen Sie Zeitbudgets für WM-Aktivitäten ein
Integrieren Sie WM-Aufgaben in Arbeitsprozesse
Machen Sie Wissen anwendbar: Binden Sie alle Beteiligten in die Neugestaltung von Systemen & Prozessen ein
Keine Scheu vor dem Dialog!
Wer also sein Wissen teilt, stößt damit einen Lernprozess an und gewinnt möglicherweise selbst neue Erkenntnisse. Dieses Wissen kann für die Optimierung von z.B. Prozessen verwendet werden. So gesehen stellt ein Wissensaustausch auch einen Change-Prozess dar, der in weiterer Folge zu einer besseren Zusammenarbeit und optimierten Prozessen führt. Möchten Sie also einen Wandel hin zu einer Kultur des Teilens von Wissen gestalten, befolgen Sie folgenden Rat: Reden Sie mit Menschen und priorisieren Sie diesen Austausch! Hören Sie ihnen mit Empathie zu und verstehen Sie, was sie wissen. Laden Sie die Nutzer von Anfang an in Neugestaltungen ein, in die sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen einbringen können, und begleiten Sie sie bei ihrer Lernreise durch diesen Change der Zusammenarbeit.
Hier bieten z.B. Enterprise Social Networks (ESN) die große Chance, mit allen Mitarbeitenden in direkten Dialog zu treten. Das stellt für manche Führungskräfte einen großen Schritt "raus aus der Komfortzone" dar, ist im Gegenzug aber mit vielen Vorteilen verknüpft. Wie sich moderne Führungskräfte aufstellen sollten und welche Anforderungen die Forcierung von „Wissen Teilen“ umfasst, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Wir werden uns daher in kommenden Beiträgen dem Thema „Digital Leadership mit Adoption & Change in Zeiten von HomeOffice“ intensiv widmen. Sie dürfen gespannt sein!
Lösungsansätze mit Fokus auf den Faktor „Mensch“
Abschließend möchten wir Ihnen noch drei Lösungsansätze mit auf den Weg geben, mit denen Sie Wissensmanagement dank dem Fokus auf den Faktor „Mensch“ erfolgreich implementieren und fördern können.
Prinzip des „Social Learnings“ Wenn Menschen nicht nur zusammen arbeiten, sondern tatsächlich zusammenarbeiten wollen (d.h. wenn Mindset und Kultur zusammenkommen), dann passieren Erfahrungsaustausch und das Teilen von Wissen ganz natürlich. "Social Learning“ fördert das gegenseitige von- und miteinander lernen durch das Sichtbarmachen des eigenen Wissens im Enterprise Social Network (ESN), also der Kollaborations- und Wissensmanagementplattform. Dadurch schafft man Transparenz und Reputation, ermöglicht Vernetzung und verstärkt damit wiederum die Zusammenarbeit (auch über Silogrenzen hinweg). Motivieren Sie Ihr Team daher zur aktiven Mitarbeit!
Raum für gelebtes Wissensnetzwerk bieten Wenn Menschen Wissen teilen, posten sie ja nicht nur puren Content (im Form eines Dokuments oder Links), sondern betten diesen in einen Kontext. Sie geben etwa an, warum sie einen Artikel lesenswert finden oder in welchen Situationen ein Konzept hilfreich war. In Chats von sozialen Netzwerken können offene Punkte via Dialog geklärt oder mögliche Lösungen gemeinsam entwickelt werden. Bieten Sie daher einen Kanal bzw. Raum, in dem Mitarbeitende ihr Wissensnetzwerk leben können!
Wissensmanager als Gatekeeper und Qualitätsgarant Fest steht, dass mit einer wachsenden Zahl von Beitragenden auch die Schwankungsbreite der Inhalte bezüglich Qualität und Relevanz der Beiträge zunimmt. Daher ist an dieser Stelle die Filter- und Qualitätssicherungs-Funktion eines Wissensmanagers wichtig, der eine Auswahl aus qualitativ hochwertigen Inhalten für bestimmte Themenseiten trifft. Leser können dann zwar nicht mehr alle verfügbaren Beiträge lesen, sich aber darauf verlassen, dass die redaktionell empfohlenen Inhalte aus vertrauenswürdigen Quellen stammen und qualitätsgesichert sind. Das spart Zeit und vermeidet eine redundante Speicherung von Inhalten. Fördern Sie deswegen das redaktionelle Kuratieren von Inhalten!
Sie möchten wissen, wie diese Ansätze denn nun praktisch umgesetzt werden können und welche Rolle Technologie bei wissensbezogenen Herausforderungen einnehmen kann? Darauf gehen wir im wir im vierten und letzten Blogbeitrag dieser WM-Reihe. Stay tuned!
Über Rainer Bartl
Rainer Bartl unterstützt in2success in den Bereichen Change Management & Adoption. In den letzten drei Jahrzehnten sammelte er umfangreiche Erfahrungen im Bereich Wissensmanagement und war zuletzt als selbständiger Wissensmanagement-Berater und Coach tätig.